“Jahrelang wurde das Thema bei uns heruntergespielt, und nun erkennt die WHO die Bedenken als gerechtfertigt”, zeigt sich Wilhelm Mosgöller vom Institut für Krebsforschung der Medizinischen Universität Wien bei der Pressekonferenz der Ärztekammer zum Thema Mobilfunk sehr erfreut über die Einstufung über die Gefahren von Handys.

Aber: “Mehr als zwölf Jahre nach unseren ersten Nachhaken, und nachdem jetzt auch die IARC nachgezogen hat, reagieren die Mobilfunk-Interessenvertreter trotzdem wie gewohnt mit Verharmlosung, zeigen sich als unbelehrbar und ohne Konzept, das der Faktenlage gerecht wird”, kritisiert der Experte.

Insbesondere das etwas hilflose “Wir halten doch die Grenzwerte ein!” blende völlig aus, wie diese “Grenzwerte” zustande kämen. Mosgöller: “Dabei beruft man sich auf Schutzwerte für zuviel akute Erwärmung. Bei der IARC-Einstufung geht es aber nicht um akute Wärme, sondern um völlig andere Effekte, wie Langzeitwirkungen, zum Beispiel hinsichtlich eines Krebsgeschehens.”

Das aktuelle IARC-Votum hebt nun die Diskussion auf jene Ebene, wo Wissenschaft und verantwortungsvolle Politik sich treffen. Mosgöller: “Es ist ein Auftrag an die Politik, dem Stand der Wissenschaft gerecht zu werden und zum Beispiel das Vorsorgeprinzip einzuführen und weiters die Forschung ohne Zutun der Mobilfunkindustrie voranzutreiben.”

Zwtl.: Auftrag an Politik und Medien, Politik, Medien und Industrie sind nun gleichermaßen gefordert, die entsprechende Aufklärung an den Schulen und in der Bevölkerung auch umzusetzen”, bringt es Erik Huber, Referent für Umweltmedizin der Ärztekammer für Wien, auf den Punkt.

Es sei nun wichtig, die Bevölkerung rasch und umfassend zu informieren, dass es bei Mobilfunkstrahlung möglicherweise ein gesundheitliches Risiko gebe und Funkanwendungen nicht bedenkenlos eingesetzt werden sollten. Huber: “Das Festnetz wird abgemeldet, zu Hause wird mit UMTS-Sticks gesurft – diese Entwicklung gäbe es nicht, wenn mehr Risikobewusstsein vorhanden wäre!”

Hier seien alle in die Pflicht zu nehmen: Ärzte, Medien, Politik, und nicht zu letzt die Industrie, die daran verdient”, stellt der Umweltmediziner klar.

Die Ärztekammer werde jedenfalls auch weiterhin nach dem Vorsorgeprinzip handeln, “aber wir verstärken unsere Forderungen an Politik, Medien und Industrie, wie auch von der WHO und dem Europäischen Rat beansprucht.

” Es sei nun an der Zeit, das Thema Mobilfunk und mögliche Gesundheitsgefährdung nicht mehr auf die leichte Schulter zu nehmen.”

Die 10 Forderungen der Ärztekammer an Politik, Medien und Industrie lauten daher:

1. Werbeverbot mit Zielgruppe Kinder und Jugendliche – Hinweis am Ende jeder Werbung auf mögliche Gesundheitsgefahren

2. Kennzeichnung des SAR-Wertes und Hinweis auf die “10 medizinischen Handy-Regeln” im Verkauf

3. Schulung von Lehrern über das Gesundheitsrisiko Mobilfunk.

4. Attraktivität von Festnetz erhöhen (Flaterate bei Festnetz, keine Flateratetarife mehr bei Mobilfunk)

5. Festnetztelefonieren muss billiger sein als am Handy zu telefonieren (Festnetz zu Handy-Tarifen gestalten)

6. Warnungen vor mobilem Internet – insbesondere aufgrund der hohen Dauerbelastung von Körperteilen, bei denen die Wirkungen noch nicht untersucht wurden

7. Implementierung von Unbedenklichkeitsprüfungen noch vor Einführung neuer Technologien, da schädliche Auswirkungen von Stoffen wie Asbest, Nikotin oder PCB erst Jahrzehnte nach ihrer Einführung zutage getreten sind; daher Risikovorsorge in der Politik bis zur weiteren Klärung durch die Forschung

8. Einführung des so genannten “ALARA-Prinzips” (as low as reasonably achievable) bei Mobiltelefonen, DECT(digital enhanced cordless telecommunications) und WLAN

9. Schaffung einer Reserve für spätere Schadenersatzforderungen

10. Förderung einer von der Industrie unbeeinflussten Forschung (10 Prozent des Marketingbugets für Forschung und Aufklärung, Verteilung durch eine unabhängige Stelle

Die Wiener Ärztekammer hat Informationsmaterial zum Thema aufgelegt. Die Plakate “Strahlende Informationen: 10 medizinische Handy-Regeln” können in der Pressestelle der Ärztekammer für Wien kostenlos – auch für Schulen – unter Tel. +43 01/51501 – 1223 DW, E-Mail: pressestelle@aekwien.at, bestellt werden.

Plakat-Download auf der Homepage der Ärztekammer für Wien: http://www.aekwien.at/media/Plakat_Handy.pdf.)

Rückfragehinweis:

Ärztekammer für Wien – Pressestelle

Dr. Hans-Peter Petutschnig

Tel.: (++43-1) 51501/1223, 0664/1014222, F:51501/1289

hpp@aekwien.at

http://www.aekwien.at