Am 12. April 2010 startete die Frequenzversteigerung 2010 der Bundesnetzagentur in Mainz, für die T-Mobile, Vodafone, E-Plus und O2 zugelassen sind. Im Mittelpunkt stehen Sendespektren der Frequenzbereiche 800 Megahertz, 1,8 Gigahertz, 2 Gigahertz sowie 2,6 Gigahertz. Da das 800-MHz-Frequenzband die höchste Reichweite hat und im Zuge der Abschaltung des analogen Rundfunks frei geworden ist, ist es daher besonders begehrt.
Das schlägt sich auch in den Geboten nieder. Zu Beginn der zweiten Versteigerungswoche belief sich die Summe aller gehaltenen Höchstgebote auf 299,13 Millionen Euro. Der Erlös, der nach wochenlangen Auktionsrunden feststehen wird, soll sich am Ende auf sechs bis acht Milliarden Euro belaufen. Die Unternehmen lassen sich den Hype um Apps, iPad und mobiles Surfen also einiges kosten. Und obwohl in diesem Zusammenhang von einem wichtigen Schritt für den Standort Deutschland gesprochen wird, dürfen Gefahren und Probleme nicht außer Acht gelassen werden, die eine solche Frequenzerweiterung mit sich bringt.
Im Zuge der Versteigerung warnte bereits der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland vor den Folgen der Versteigerung neuer Mobilfunkfrequenzen. Besonders betroffen sieht der BUND ländliche Regionen, den es an leistungsstarken Glasfaserkabeln fehlt. Aus diesem Grund sei dort die Attraktivität von Funknetzen besonders groß, was eine höhere Elektrosmog-Belastung zur Folge hätte. Der BUND weist regelmäßig darauf hin, dass Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Erschöpfungszustände auf Mobilfunkstrahlung zurückzuführen sind.
Neben der ungeahnten gesundheitlichen Belastung für den Menschen, sind auch technische Einrichtungen von der Frequenzversteigerung betroffen. Bekannt ist vor allem die Befürchtung massiver Störungen des Fernsehempfangs, weil es die Bundesnetzagentur versäumt habe, solche Störungen durch eine vernünftige Frequenz-Koordination auszuschließen. Auch Kabelnetzbetreiber sehen Probleme für den Empfang über Receiver, wenn daneben ein Mobilfunkmodem sendet.
Des Weiteren warnt das Theater für Niedersachen davor, dass der Theaterbetrieb beeinträchtigt sein wird. Der betroffene Frequenzbereich 790-862 Megahertz wird von vielen Kultur- und Konferenzveranstaltungen für drahtlose Mikrofonanlagen genutzt. Der Betrieb auf einer anderen Frequenz würde eine kostspielige Umrüstung erfordern, für die Länder und Kommunen aufkommen müssten, und nicht der Bund, der von der Auktion profitiert. Aus diesem Grund forderte der Deutsche Bühnenverein in einer Pressemitteilung vom 13.04.2010 sogar den sofortigen Stopp der Versteigerung. Der Deutsche Bühnenverein hatte bereits vor einem Jahr auf die Problematik aufmerksam gemacht. Nach damaligen Schätzungen von Experten wird die neue Frequenzzuordnung allein die Kulturbranche mehrere hundert Millionen Euro kosten. Das Gesamtgebot für alle zu versteigernden Frequenzen liegt zurzeit (21.04.2010) bei 562 Millionen Euro.